Ruhrpodcast – Das Ruhrgebiet hat es versemmelt
Im Gespräch mit Stefan Laurin, Ruhrbaron und Autor aus Bochum
Passend zum Scheitern der Ruhrkonferenz kommt das neue Buch von Stefan Laurin mit dem beziehungsreichen Titel »Versemmelt – Das Ruhrgebiet ist am Ende« heraus. Der Band, der im Verlag Henselowsky Boschmann erschienen ist, erweist sich dabei als überaus prophetisch, hat Laurin doch das Scheitern vorausgesehen.
So urteilt Laurin auf Seite 93: „Das Ruhrgebiet ist keine Metropole, und es wird nie eine Ruhrstadt werden. Natürlich würde es Sinn machen, dieses Gewusel aus über 50 weitgehend erfolglosen Städten zu einer großen Stadt, wie Berlin sie ist, zusammenzufassen, wie es dort nach dem Ersten Weltkrieg ja auch gemacht worden ist. Aber die Beharrungskräfte sind zu groß, zu viele profitieren von der Zersplitterung des Ruhrgebiets. Die Vorstände der Nahverkehrsunternehmen, die Dezernenten der vielen Städte, die Chefs der Energie-Unternehmen, all die kleinen und gut bezahlten Sparkassenfürsten, die Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte und ihr Gefolge aus Referenten, Pressestellen und Beratern haben an einer solchen Entwicklung kein Interesse, und ihre Parteien stehen hinter ihnen. Wer daran glaubt, dies würde sich noch einmal ändern, der irrt. Das Gegenteil wird der Fall sein. Sicher ist, dass das Ruhrgebiet weiter massiv schrumpfen wird. Es gibt wenige Gründe, hier zu leben, und das wird sich auch nicht mehr ändern.“
Aus dem gesamten Text spricht die Überzeugung Laurins, dass es das Ruhrgebiet im Wettbewerb mit tatsächlichen Metropolen in Deutschland nicht geschafft hat, sich zeitgemäß aufzustellen und Wirkung zu erzeugen. Das Personal der einzelnen Städte und Kommunen könne kaum über Kreisliga-Niveau hinaus agieren und letztlich finde das im Ruhrgebiet auch keiner schlimm, man sei zu anspruchslos.
Zum Thema Ruhrstadt sagt Laurin: „Eine Ruhrstadt, ein starkes Ruhrgebiet gibt es nicht, weil die Kommunalpolitiker es nicht wollen. Aber das ist nicht alles. Die Menschen wollen es auch nicht wirklich haben und drängen die Politiker nicht dazu, enger zu kooperieren.“ (Seite 14) Und weiter zum Thema Metropole Ruhr: “Dortmunds damaligen Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) störte allerdings schon das Wort Ruhrgebiet. In einer langen Sitzung mit den anderen Oberbürgermeistern setzte er 2001 stattdessen ein Wortungetüm durch, das sich nie durchsetzen konnte, welches das Ruhrgebiet lächerlich machte und nur in der offiziellen Kommunikation verwendet wird: Metropole Ruhr. Aus vielen Gründen ist Metropole Ruhr ein dummer Begriff, der das tat, was wohl Langemeyers Absicht war: dem Ruhrgebiet schaden.“ (Seite 23)
Aber die Verwaltung wird Lösungen anbieten, oder? „In den Verwaltungen Nordrhein-Westfalens und vor allem des Ruhrgebiets glaubt man nun einmal nicht an den Menschen mit seinen Fähigkeiten und Ideen, sondern an sich.“ (Seite 93)
Klare Worte zu Politik, Kirchturmdenken und der Unmöglichkeit für das Ruhrgebiet den Anschluss zu halten. Für uns mehr als ein Grund Stefan Laurin vor das Ruhrpodcast-Mikro zu bitten.
Weiterführende Info: www.ruhrbarone.de Und nun: Ohren auf!