Ruhrpodcast – Marxlohland im Kino

Im Gespräch mit Stephanie Hajdamowicz, Fernsehjournalistin und Dokumentarfilmemacherin aus Duisburg.

Am 14.11.2022 um 18 Uhr geht es im filmforum zu Duisburg, am Dellplatz 16 geht es nun offiziell los: „Marxlohland wird der breiten Öffentlichkeit vorgestellt, Premierenfeier inklusive. Nachdem wir uns mit Stephanie schon vor geraumer Zeit zu diesem Projekt unterhalten haben, wollten wir nun einiges zum fertigen Film wissen.

Petra ist klug

Petra hat promoviert. Als Schauspielerin auf der Bühne gestanden. Nach Marxloh kam sie zurück, um ihre Mutter zu pflegen. Aus dem noblen München direkt zur Hagedornstrasse. Dort hatte sich die Nachbarschaft über die Jahre verändert. Menschen aus Südosteuropa wohnen hier. Nur wenige haben sich um die Zuwanderer gekümmert. Petra stört der Lärm. Er macht sie krank, hat sie jedes Mal erzählt. Auf der anderen Seite kritisiert sie den Umgang mancher Vermieter mit den Menschen. Sie werden abgezockt, ausgenutzt und leben in Bruchbuden für viel Geld. Die Stadt Duisburg versucht das zu ändern. Doch die Probleme müssen an der Ursache gepackt werden. Petra sorgt sich, dass sowas passiert wie zur Nazizeit. Menschen werden ausgegrenzt. Das darf nicht sein. Petra kam auch zur Vor-Premiere Dokumentarfilm Marxlohland in die Kirche von Pater Oliver. Hat einen Freund und Nachbarn mitgebracht. War berührt.

Sylvia ist bildhübsch

Zudem rasant gescheit. Hilft wo sie kann und kämpft für Gerechtigkeit. Sylvia ist eine der Protagonistinnen in meinem Dokumentarfilm. Stephanie kennt sie schon lange, hat sie als starke Frau, hilfsbereite Marxloherin und Kämpferin gegen Ungerechtigkeiten kennengelernt. Jahre vor den Dreharbeiten zu Marxlohland. Sylvia ist u.a. ausgebildete Kinderkrankenschwester. Hat im Petershof in Marxloh Verbände gewechselt. Kinder und Erwachsene in der Notfall-Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung zusammen mit der Essener Ärztin Anne Rauhut versorgt. Schwangere beraten, die woanders keine Hilfe bekommen. In der Kleiderkammer ausgeholfen. Und all die beraten, die dringend Hilfe brauchen. Im Film spricht sie von den Abgehängten, die hier in Marxloh leben. Die dringend mehr Unterstützung brauchen. Als Kind wuchs sie im Stadtteil auf. Lebt dort noch heute. Ihre Mutter hat ihr als Kind gesagt, hier in der Gegend dürfe sie nicht spielen. Hat sie natürlich nicht drauf gehört. Ihr Haus ist immer offen. Eine tolle Frau.

Martin ist hilfsbereit

Martin ist immer da, wenn er gebraucht wird. „Claus hat mich gerettet“, sagt Martin. Ohne den SPD-Bezirkspolitiker hätte Martin seinen Weg nicht geschafft. Kranke Mutter. Todkranke Schwester. Statt eine vernünftige Ausbildung abzuschließen, kümmert sich Martin um die Familie. Pflegt seine Schwester bis zum Tod. Macht all das, was andere nicht an sich ranlassen. Und nie machen würden. Sein Weg war steinig. Alkohol. Schlägereien. Körperverletzung. Knast. All das hat er hinter sich gelassen. Claus reichte Martin seine Hand. Gab seinem Leben einen Sinn. Wird zum Freund. Martin hat sich geschworen, nie mehr in Schlägereien geraten. Die Wut verschwunden. Martin will eine Zukunft in Marxloh.

Claus ist großartig

Claus hat das Herz an der richtigen Stelle. Stephanie hat Claus Werner Lindner seit vielen Jahren immer wieder getroffen, um sich die Lage in Duisburg-Marxloh für ihre Fernsehberichterstattung einordnen zu lassen. Meist als Hintergrundgespräch. Immer wieder half er ihr, an Übersetzer*innen zu kommen, um die Menschen aus Bulgarien und Rumänien zu verstehen. Um mit ihnen auf Augenhöhe zu kommunizieren. Oft telefonieren Stephanie und Claus. Sie war bei seiner Hochzeit zu Gast. „Ein tolles Fest in Marxloh“, wie Stephanie sagt. Den Titel für den Dokumentarfilm hat Stephanie sich nach Abschluss der ersten Dreharbeiten ausgedacht. Sie ist froh, sich für MARXLOHLAND entschieden zu haben. So viel steckt da drin. Und Claus hat bei den Nachdreharbeiten den Filmtitel aufgegriffen. Und so ist er auch in den Dokumentarfilm geraten. Fast wie beiläufig! Klug ist der Claus.

Frau Thiel am Fenster

So hat Steffi sie kennengelernt. Lange Zeit vor den Dreharbeiten für den Dokumentarfilm MARXLOHLAND. Frau Thiel war Steffi in Erinnerung geblieben, weil sie in einem völlig heruntergekommenen Haus auf der Hagedornstrasse in Duisburg-Marxloh lebte. Wohl fühlte sich Frau Thiel schon lange nicht mehr auf dieser Straße. Zu laut. Zu dreckig. Zu wenig Kontakt zu anderen, die hier lebten. Sagte sie mir oft. Oben vom Fenster. Als Steffi die Dreharbeiten für MARXLOHLAND zusammen mit ihrer Freundin Kathrin Hartmann startete, war schnell klar, Frau Thiel passt ins Drehbuch. Doch bis zuletzt im Schnitt war Steffi sich zusammen mit DOKUMENTARFILM-Cutterin Jana Teuchert unsicher, ob Frau Thiel nun wirklich reinpasst in den Film. Frau Thiel war verbittert. Kleine Rente. Keine Perspektive. Später zog sie weg. Heute entsteht dort, wo dieses Haus stand, ein Familienzentrum.

Weitere Info:
www.marxlohland.de/

Stephanie war bereits vor 2 Jahren bei uns zu im Podcast zu Gast, damals redeten wir über die Crowdfunding-Kampagne zum Film.

Kennst du schon unseren Smart City Podcast? Jetzt entdecken unter www.smartcity-podcast.de
toggle